Freitag, 12. Februar 2010

immer noch Orchha

Zunaechst ein paar Fotos:

Zurueck nach Goa - hier stehe ich vor dem Simrose Resort in Agonda

Der Fluss Chapora bei Morjim in Nordgoa

Ein Ausflug ins Landesinnere Suedgoas in tropische Landschaften. Wir sind mit dem Motoroller unterwegs. Nachdem Carina dieses Foto gemacht hat, begegnen wir einer Kobra, die es sich auf dem warmen Asphalt gemuetlich gemacht hat.



Orchha: Schueler der Maya School in ihren Schuluniformen






heute morgen: Fruehstueck auf unserem Balkon



Strassenszene in Orchha, direkt hier vor dem Internetcafe

Es regnet in Orchha, schon die ganze Nacht war es kuehl, regnerisch, gewittrig und schwuel. Nicht das angehmste Wetter derzeit, wobei es dafuer die ganze letzte Woche angenehm fruehsommerlich warm war - also fuer unsere Begriffe, fuer Nordindien ist das sozusagen Winter. Sonst ist nicht viel Aussergewoehnliches passiert in den letzten Tagen. Wir wohnen hier im Ort in einer kleinen Wohnung bzw. fuer indische Begriffe grossen Wohnung, in der wir jetzt fuer eine Weile bleiben werden. Orchha ist (wiederum fuer indische Begriffe) ein kleines sehr indisches Dorf, schoen, sehr gastfreundlich, ziemlich heilig (wegen der Tempel) und konservativ. Vieles kommt einem hier so vor wie eine Zeitreise in das Mittelalter, waeren da nicht Internetcafes, Autorikschaws, LKW, Busse etc. - als Gast oder Tourist fuehlt man sich sehr wohl hier, Orchha ist wirklich ein Geheimtipp hier in Madhya Pradesh - allerdings etwas eingeschraenkt bei Festivitaeten, dann ist das nicht immer so, denn alles was irgendwie mit Feiern zu tun hat, hat in Indien immer mit Lautstaerke zu tun - eine Wohnung in Oesterreich zwischen Disco, Gasthaus und Spenglerei im 24 Stunden Dauerbetrieb ist dagegen eine Oase der Ruhe. Es gibt Musik in den Haeusern, in den Tempeln, Wandermusiker, Wandertrommler, stationaere Trommler, Musikanlagen mit ueberdimensionierten Lautsprechern, Mantras etc. - und wenn der Strom wieder mal ausfaellt, dann ist es zwar ueberall ruhig und finster - ausser bei diesen Laermquellen, denn die haben merkwuerdigerweise alle Notstromaggregate oder riesige Batterien, was dafuer sonst Mangelware ist. In Indien sind die Schwerpunkte anders gesetzt als in Europa. Derzeit ist jedenfalls Marriageseason und deshalb wird fast jeden Tag und fast jede Nacht Krawall gemacht - allerdings nicht immer die ganze Nacht hindurch, 24 Stunden Dauerlaerm im ganzen Ort ist irgendwie auf bestimmte Veranstaltungen beschraenkt. Nach welchen Kriterien so etwas eingeteilt wird, ist fuer einen Europaeer undurchschaubar.


Gestern haben wir einen Einkaufsausflug nach Jhansi gemacht. Jhansi ist die naechste groessere Stadt, aufgrund eines merkwuerdigen Grenzverlaufes gehoert sie allerdings zum Bundesstaat Uttar Pradesh. Wir fahren wie die Einheimischen mit der Sammelrikschaw. Eine Sammelrikschaw ist eine sehr sinnvolle Einrichtung, sie faehrt bestimmte Strecken und faehrt los, wenn sie voll ist. Das sind nach indischer Berechnung ca. 15 Personen, platzsparend geschlichtet aufbewahrt. Auf dem Fahrersitz sitzen drei Personen, der Fahrer obendrauf, denn der muss ja auch noch mit. Immerhin faehrt man so die ca. 15km lange Strecke um nur 10,- Rs bis Jhansi.

Freitag, 5. Februar 2010

Zurueck in Orcha

Nach einer kleineren Autoreparatur habe ich mich auf den Weg in Richtung Orcha gemacht, also Abschied von Goa.

Ich fahre bald in der frueh weg und nehme diesmal eine andere Route. Der National Highway 4A, auf dem ich gekommen bin, ist ein einem so schlechten Zustand, dass ich mich entschlossen habe noerdlich aus Goa herauszufahren und dann ueber das Amboli Ghat nach Benaulim und von dort die selbe Route zurueck, die ich hergefahren bin.

Als ich Goa in Richtung Maharashtra verlasse holt mich die indische Besonderheit ein, dass an allen Laendergrenzen Checkpoints der Polizei sind. Ein Polizist der Goa Police gibt mir ein merkwuerdiges Zeichen. Da ich vom Fahrersitz aus einen verdaechtigen Tisch mit einem grossen Buch erkennen kann, bereits die Auto- und Passdaten in unzaehlige Buecher Asiens eingetragen habe, der Polizist nicht schwer bewaffnet zu sein scheint und seine Handbewegung etwas merkwuerdig ist - es sieht so aus wie ein Zuwinken - versuche ich es diesmal anders als normal. Ich setze ein breites und freundliches Laecheln auf, winke dem Polizisten zurueck und fahre einfach weiter........ - geklappt, niemand rennt mir nach und ich passiere die Grenze nach Maharashtra.

Bei der Maharashtra Police ging das nicht so leicht, ich werde eindeutig aufgehalten und bleibe stehen. Zunaechst duerfte ich den Polizisten verwirrt haben, er steht vor dem Auto und sein Blick pendelt zwischen Beifahrer- und Fahrersitz hin und her. Nachdem er den ersten Schock ueber das Lenkrad auf der falschen Seite ueberwunden hat, setzt er mit ernster Miene seine Amtshandlung fort, ja und auch an Binnengrenzen sind die Fragen aehnlich intelligent wie an internationalen Grenzen:

Where you come?
Goa
Where you go?
Maharashtra

- den Intelligenzschnelltest habe ich bestanden.

You have Passport?
(Diesmal beschliesse ich die Frage woertlich zu nehmen) Yes
Give me Passport
Also kann ich doch nicht aus und gebe ihm meinen Pass und er stellt fest, dass dieser in Ordnung ist.

Ja und dann kommt das geschulte Auge des Polizisten. Bekanntermassen haben Polizisten ein besonders geschultes Auge und die Augen an Goas Grenzen sind auf Alkoholschmuggel geschult. In der Zeitung habe ich gelesen, dass die Polizei nun mit einer Aktion Scharf gegen den ausufernden Alkoholschmuggel aus Goa vorgeht. Ploetzlich deutet er hektisch auf einen Karton vor dem Beifahrersitz und sagt: "liquor liquor, open open"! - ich oeffne den Karton und der Polizist starrt auf den darin befindlichen Bremssattel.... Etwas irritiert laesst er mich noch die hintere Tuer oeffnen und dann darf ich weiterfahren.

Das Bier, das ich aus Goa mitgenommen habe, war jedenfalls nicht im Karton, sondern dort wo es hin gehoert: im Kuehlschrank. Der war aber nicht verdaechtig, auf Kuehlschraenke ist das Auge des Polizisten ja auch nicht geschult, nur der Export von Alkohol aus Goa ist ja verboten, nicht der von Kuehlschraenken.

Die naechsten Tage verbringe ich auf der Autobahn oder besser gesagt, den autobahnaehnlich ausgebauten Strecken. Nach einem kurzen Ausflug nach Bundi in Rajastan, bin ich gestern in Orcha angekommen und habe Carina wiedergetroffen. Tagsueber ist es auch hier warm, aber in der Nacht ist es vergleichsweise kuehl, man merkt, hier sind wir doch viel weiter noerdlich als Goa. Auch an die Menschenmassen in den Orten muss ich mich wieder gewoehnen, die Fahrt durch Jhansi war weniger eine Fahrt durch eine Stadt, sondern mehr eine Fahrt durch ein chaotisches Menschenmeer. Wie angenehm war da im Vergleich das relaxte Suedindien und vor allem Goa.