Samstag, 31. Oktober 2009

Zurueck in Gilgit

Heute in der frueh bin ich nach Gilgit zurueckgeflogen. Das Wetter war wolkenlos, also noch schoener als beim Hinflug. Der Flug zahlt sich alleine schon wegen der Aussicht aus.

Hier in Gilgit habe ich mir heute eine Hose bestellt und auch einen Shalwar Kamiz, die traditionelle pakistanische Kleidung. Gewand kauft man hier ueblicherweise nicht wie bei uns von der Stange, sondern man kauft zunaechst einen Stoff und geht mit dem Stoff zum Schneider, der nach Mass anfertigt. Stoffgeschaefte und Schneidereien gibt es im Basar eine ganze Menge und die sind wirklich sehenswert. Gearbeitet wird auf teilweise uralten Naehmaschinen und mit der Hand. In zwei Tagen sollen die Sachen vorraussichtlich fertig sein.

Eingeladen zum Tee und eine kleine Jause wurden wir heute auch und zwar vom zustaendigen Zoellner, der auf der Post in Gilgit fuer die Zollabwicklung der internationalen Pakete zustaendig ist. Er hat unser Paket auf der Post abgefertigt und uns heute beim Spaziergang wiedererkannt. War jedenfalls eine nette Unterhaltung in einem schoenen Garten.

So und nun wieder ein paar Fotos:
Auf dem Khunjerab Pass, 4730m, die Grenze zwischen China und Pakistan. Der hoechste internationale Grenzuebergang der Welt.




Der Blick aus unserem Zimmer auf Karimabad

Kunstwerke auf pakistanisch - in Pakistan werden LKW kunstvoll bemalt



Landslide am KKH, die Strasse ist gesperrt. Diesmal gehts schon nach einer Stunde weiter.




















Am KKH, wir warten bis die Strasse aufgeraeumt ist. Zwischen Karimabad und Gilgit.
















Unser Bus im Garten des Madina Guesthouses in Gilgit



Mittagessen in Gilgit - Dall, Basmatireis und Chabatti





















Stromreparatur auf pakistanisch















Was waeren Reisende ohne Lonelyplanet...


in Gilgit
mein Schuhputzer in Gilgit
















Stoffe einkaufen im Gilgiter Basar


Freitag, 30. Oktober 2009

Ein Tag in Islamabad

Heute hab ich den ganzen Tag in Islamabad verbracht. Die Stadt ist zwar nicht schoen, aber dafuer modern und geben tuts hier auch alles. In den Kommerzzentren kommt es einem manchmal eher vor wie in einem Stadtviertel in London als in Pakistan. Passend dazu habe ich mir heute Mittag gedacht, ich probiere einmal den pakistanischen Pizza Hut aus, auch wenn dort fuer pakistanische Verhaeltnisse Wucherpreise verlangt werden. Neben den ueblichen internationalen Einheitsgerichten gibt es dort auch Pizzen in lokalen Variationen, also habe ich mir eine Pizza Chicken Achari Massala bestellt. Die Pizza war wirklich ausgezeichnet, ich habe allerdings gleich bemerkt, dass in Pakistan voellig andere Vorstellungen von Schaerfe bestehen - jedenfalls habe ich noch nie eine so scharfe Pizza gegessen. Sie war aber wirklich gut.

Ja und eine pakistanische Prepaid Simcard habe ich auch besorgt. Wegen der Terrorattacken ist das jetzt etwas kompliziert, denn solche Karten kriegt man nur mehr bei den Head-Offices der Netzwerkbetreiber und auch Prepaid Karten werden auf Namen registriert und nach Ueberpruefung freigeschaltet. Angeblich soll das heute abend alles geprueft sein und dann kriege ich die Freischaltung. Bin gespannt ob das funktioniert. Die Tarife sind jedenfalls wirklich super, selbst Telefonate nach Europa sind sehr guenstig.

Der Flug fuer morgen wurde mir heute bestaetigt, wenn das Wetter will, fliege ich morgen zurueck nach Gilgit. Inshallah.

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Mit Verspaetung in Islamabad

Am Mittwoch waren nach mehreren Wochen Schoenwetter Wolken am Himmel - der Flug wurde abgesagt und auf maybe tomorrow verschoben. Weil hier auf Sicht geflogen wird und die Propellermaschinen nicht ueber die Berge kommen, gibt es Fluege von Gilgit nach Islamabad immer nur bei guter Sicht.

Den Tag haben wir daher wieder in Gilgit verbracht. Ich wollte einige Fotos hochladen, offenbar waren die Blogspot Accounts aber nach den Anschlaegen in Peshawar gesperrt.

Heute hat es jedenfalls geklappt, mit einer Stunde Verspaetung starten wir in Gilgit. Die PIA hat aufgeruestet, wir fliegen mit einer kleinen, aber modernen, Propellermaschine. Die Aussicht auf die Gebirgsketten des Karakorum ist wunderbar, alleine deswegen zahlt sich so ein Flug schon aus. Auch einige anderee Touristen sind mit an Board, die meisten sind Trekkingtouristen, die hier im pakistanischen Norden ein paar Wandertouren gegangen sind. Von der Schoenheit der Natur und der Berge im Norden Pakistans sind sie alle begeistert.

In Islamabad merkt man die Terrorangst schon, viele Strassen sind gesperrt und in die Stadt gelangt man nur ueber einige militaerisch gesicherte Checkpoints. Alle Polizisten waren aber aeusserst freundlich. Die Taxifahrt hat sich wie so oft als das Gefaehrlichste des Tages erwiesen. Hier in Islamabad ist es zwar nicht ueblich, dass Taxifahrer Touristen bescheissen, aber sie fahren mit klapprigsten Autos wie die Wahnsinnigen durch den Stadtverkehr. Aber ich habs ueberlebt. Die Taxifahrer, mit denen ich spaeter gefahren bin, waren da wenigstens ein bisschen angenehmer.

Die Diplomatic Enclave, wo sich die indische High Commission befindet, ist ein hermetisch abgeriegeltes Viertel. Bevor man es betritt muss man durch Sicherheitskontrollen wie am Flughafen und durchfahren darf man nur mit einem speziellen Shuttleservice. Jedenfalls hab ich die High Commission noch rechtzeitig erreicht und den Visumantrag abgegeben. Jedenfalls versucht die Indische High Commission ihrem schlechten Ruf durchaus gerecht zu werden, hier herrscht ein unfreundlicher Ton. Ich kann sie aber dennoch nach einiger Diskussion ueberzeugen mir ein Double Entry Visum fuer sechs Monate auszustellen, auch wenn der Beamte offenbar nicht ganz einsieht, wozu ich das benoetige. In Oesterreich stellen die Inder allen Oesterreichern Multyentryvisa fuer sechs Monate aus und hier gibts Theater. Fuer das ganze brauchen die dann noch zwei Wochen. Die Inder haben jedenfalls kein gutes Aushaengeschild hier in Pakistan. Wenigstens trifft es mich nicht so hart wie die anwesenden Pakistani, die meisten entweder Geschaeftsreisende sind oder Teilungsopfer. Ich unterhalte mich mit einem Pakistani aus dem Westpunjab, der seine Verwandten im indischen Ostpunjab besuchen moechte, aber die Behoerde macht ihm Schwierigkeiten wegen des Visums. Gut dass wir in Europa sowas nicht mehr haben.

Danach gehts nach Rawalpindi fuer das Rueckflugticket, Flugtickets nach Gilgit gibts naemlich nur in einer bestimmten Verkaufsstelle. Dies deswegen, weil die Fluege nach Gilgit eben auf adhoc Basis entschieden werden. Der Kontrast zwischen der modernen kuenstlichen Stadt Islamabad und der alten Schwesterstadt Rawalpindi koennte nicht viel groesser sein. Islamabad ist neu und weitlaeufig im Schachbrettmuster ohne irgendein Zentrum gestaltet - ich kenne keine andere merkwuerdigere Stadt - Rawalpindi ist eine Grossstadt wie man sie sich hier am Subkontinent vorstellt mit Massen an Menschen, die sich gleichzeitig mit Kuehen (die sind zwar hier nicht heilig, aber genauso auf den Strassen), Rickschas, Autorickschas, Fahrraedern, Fussgaengern, Autos und LKW auf den Strassen bewegen. Checkpoints gibt es in Rawalpindi auch kaum, also es sieht ziemlich normal aus dort.

Der Flug fuer morgen wurde jedenfalls heute schon abgesagt, ich bin gespannt, ob uebermorgen geflogen wird.

Dienstag, 27. Oktober 2009

Ausflug nach Islamabad

Ich muss mir noch ein indisches Visum bei der Indischen High Commission in Islamabad besorgen. Aus welchen Gruenden auch immer dauert das in Islamabad ungefaehr zwei Wochen. Damit wir nicht zwei Wochen in Islamabad warten muessen, werde ich morgen von hier nach Islamabad fliegen, zur High Commission gehen und sobald es geht wieder zurueckfliegen. Bin gespannt wie der Flug wird, er soll ja sehr schoen sein - ein Flug zwischen den Bergen - aber auch etwas abenteuerlich.

Den Tag haben wir in Gilgit verbracht und jetzt auch zwei weitere Ueberlandreisende aus Deutschland mit dem Auto getroffen, die allerdings ueber den Suediran und Suedpakistan gereist und von dort in den Norden gefahren sind. Auch mehrere Motorradreisende sind hier - soviele Ueberlandreisende wie hier in Gilgit haben wir unterwegs noch nirgendwo getroffen.

Die Leute hier sind genauso unglaublich gastfreundlich wie weiter im Norden in Karimabad. Ich habe mir heute die Schuhe putzen lassen, der Schuhputzer, der sicher zu den Aermsten hier gehoert, wollte von uns kein Geld, weil wir Gaeste sind. Wir haben auch eine Sicherung fuers Auto und eine Schraube fuer unseren Einbau, die wir auf den schlechten Strassen verloren haben, besorgt. Der Autoersatzteilverkaeufer hat sich auch geweigert von uns Geld anzunehmen.

Interessant sind die neuen PCOs, also die Public Call Offices. Ich hab das noch so in Erinnerung, dass man auf so einer Art Behoerde am Telefon versucht hat, irgendwie eine Verbindung ins Ausland zu bekommen, so war das jedenfalls 2001. Mittlerweile geht das anders, denn auch hier in den Northern Areas gibt es ein Handynetz. Man sucht ein Geschaeft mit der Aufschrift "PCO" und stellt fest, dass das irgendein Geschaeft ist (z.B. ein Gewuerzverkaeufer). Dort drueckt einem der Verkaeufer einfach sein Handy in die Hand und man kann um ein paar Rupien telefonieren.... Da fragt sicher niemand nach irgendwelchen komplizierten behoerdlichen Genehmigungen

Manches ist schon anders hier in Gilgit als weiter noerdlich: Noerdlich von Gilgit sind die Menschen entlang des Karakorum Highway Ismaili, eine islamische Konfession, die sich von den Schiiten abgespalten hat. Ismaili haben keine Moscheen. Hier in Gilgit leben Sunniten, Schiiten und Ismaili ungefaehr zu einem Drittel zusammen und Schiiten und Sunniten haben schon Moscheen. In aller Frueh hat man daher den Eindruck, dass zahlreiche Muezzine um die Wette schreien - jedenfalls werden wir hier jede Nacht aus dem Schlaf gerissen, aber der Muezzin ruft ja u.a., dass Beten schoener ist als Schlafen oder so aehnlich.....

Sonntag, 25. Oktober 2009

Highway to hell

Der Karakorum Highway wird auf der pakistanischen Seite derzeit generalsaniert - und zwar gleichzeitig ueberall. Die Strasse gleicht eher einer Grossbaustelle als einer Strasse. Muren und Felsstuerze gab es schon immer, aber mit den Baustellen braucht man nun fuer die 100km von Karimabad nach Gilgit 6 Stunden! Der heutige Felssturz war wenigstens schnell weggeraeumt, innerhalb einer Stunde. Eine gewisse Zeit lang nimmt es auch in Anspruch bis der Stau aufgeloest ist. Pakistanische Autofahrer warten naemlich nicht einfach links einspurig auf beiden Seiten der Absperrung, nein sie stellen sich mindestens zweispurig an und fahren - sobald die Strasse frei ist - auf beiden Seiten gleichzeitig los und treffen sich in der Mitte um festzustellen, dass dann ueberhaupt niemand mehr fahren kann. In weiterer Folge folgt dann allgemeine Ratlosigkeit, wie das Problem zu loesen sei, dann ein Hupkonzert und irgendwann kommen alle irgendwie aneinander vorbei. Bislang war das bei jedem Stau auf dem KKH so.

Wir sind also jetzt in Gilgit und planen, wie es weiter geht. Hier sind sogar relativ viele Touristen, das Madina Hotel, in dem wir sind, ist fast voll.

Samstag, 24. Oktober 2009

Karimabad

Die letzten beiden Tage haben wir hier in Karimabad verbracht. Wir haben schoenes Wetter, auch wenn tagsueber mittlerweile manchmal ein paar Wolken aufziehen und es in der Nacht doch relativ kalt wird. Die Aussicht auf die Berge in der Umgebung ist grandios, die Blaetter auf den Baeumen sind herbstlich bunt gefaerbt, Karimabad zeigt sich von seiner besten Seite. Die Leute sind sehr gastfreundlich, auf der Strasse werden wir freundlich begruesst, viele erkundigen sich auch gleich danach, ob wir uns hier eh wohlfuehlen und alles in Ordnung ist. Brauchen wir Hilfe oder haben wir eine Frage, ist sofort ein Einheimischer zur Stelle. Mit dem VW Bus sind wir mittlerweile sowieso im ganzen Ort bekannt ;-)

Touristen gibt es nicht viele hier, wir treffen hier diejenigen, die wir schon in Kashgar, Tashkurgan und auf dem gesperrten Karakorum Highway getroffen haben.

Ja und dann noch was zur Erklaerung, weil wir wegen der Sicherheitslage von einigen angemailt wurden: die Medien berichten immer von Taliban und Anschlaegen im Norden Pakistans. Das stimmt vielleicht geographisch, nicht aber von der politischen Einteilung.

Es gibt vor allem zwei Provinzen, die problematisch sind, das ist die Nordwestgrenzprovinz (das Gebiet um den Khyber Pass und Peshawar) und Belutschistan. Betroffen dort sind vor allem die semiautonomen Stammesgebiete (Tribal Areas) und Waziristan. Die Konflikte dort sind schon aelter als die Taliban und waren schon ein Problem zu Zeiten Britisch-Indiens. Neu ist, dass die Taliban dort Unterschlupf gefunden haben, einerseits haben sie dort einen gewissen Rueckhalt, andererseits wurden sie seinerzeit dort von den USA und Pakistan gegen die Rote Armee in Afghanistan ausgebildet und ausgeruestet. Die unsichere Lage in Afghanistan beguenstigt die Taliban hier in Pakistan. Der Karakorum Highway geht durch keines dieser problematischen Gebiete!

Verschlechtert hat sich die Situation aber insoferne, als die Offensive gegen die Taliban ziemlich erfolgreich war und die Taliban zu Guerillataktik wechseln und es dabei geschafft haben, Anschlaege ausserhalb dieser Gebiete zu verueben. Das betrifft uns Reisende natuerlich schon und bedeutet fuer uns vor allem unnoetig lange Aufenthalte in Islamabad und Lahore zu vermeiden. Bisher richten sich die Anschlaege allerdings gezielt gegen das Militaer und die Polizei, hier in Pakistan erfahren wir relativ genau, wann wo was passiert.

Derzeit sind wir hier in den Northern Areas, die mit dem Norden Pakistans, von dem in den Medien immer die Rede ist, ueberhaupt nichts zu tun haben, und hier gab und gibt es ueberhaupt keine Probleme mit Terrorismus. Die Situation hier ist voellig normal wie eh und je. Die Northern Areas unterstanden zwar bis zur Unabhaengigkeit und Teilung Indiens dem Maharadja von Kashmir, gehoeren somit zum umstrittenen und geteilten Kashmirgebiet. Terrorprobleme gibt es aber nur im indisch verwalteten Teil, nicht im pakistanisch verwalteten. Das heisst, wir haben hier derzeit ueberhaupt kein Problem mit der Sicherheit und Karimabad ist einer der schoensten und freundlichsten Orte der Welt!

Freitag, 23. Oktober 2009

Ein paar Fotos




Uyghurischer Zahnarzt in Kashgar




Viehmarkt in Kashgar







der Karakorum Highway in Richtung Tashkurgan





















Khunjerab Pass auf 4730m, Grenze zwischen China und Pakistan






unser Blick aus dem Hotelzimmer auf das Hunzatal in Pakistan
Ich wollte mehr Fotos hochladen, da aber das Internet hier entweder zu langsam ist oder die electricity finished ist, hab ich das bleiben lassen.


























Donnerstag, 22. Oktober 2009

Hello! Welcome to Pakistan!

Nun nach etwas laengerer Zeit wieder ein Eintrag: das Problem waren die Chinesen, wegen der Proteste gegen die Regierung in Xinjang hat die Partei saemtliche Kommunikation mit dem Ausland abgedreht. Internet, e-mail, Telefon und Telefax sind gesperrt, in Kashgar patroulliert die Volkspolizei mit Schild und Schlagstock und ueber Lautsprecher auf den Strassen erfaehrt die Bevoelkerung egal ob sie will oder nicht die neuesten "Nachrichten". Dafuer gibt es ueberall Plakate ueber glueckliche Menschen, die die Volksrepublik China und ihre Partei bejubeln.

Da Carinas Laptop nicht mehr funktioniert gibts jetzt vorerst auch mal keine Fotos.

Nun der Reihe nach:

Von Dushanbe aus sind wir nach Khorog gefahren. Wir nehmen den Weg nach Kulyab und von da an entlang des Panj Tals in Richtung Khorog. Ab Kulyab wird die Strasse sehr schlecht, aehnlich wie schon am Anzob Pass auf der Fahrt nach Dushanbe. Genau genommen kann man den Weg in weiten Teilen nicht einmal als Strasse bezeichnen. Landschaftlich zahlt sich die Strasse aber aus. Auf der anderen Seite des Panj ist Afghanistan zum Greifen Nahe, wir sehen afghanische Wege, afghanische Doerfer, Menschen, die gerade Mal vielleicht 100m von uns entfernt sind. Dazwischen ist aber immer noch eine Grenze, die die Tadschiken streng militaerisch bewachen.

Kontakt mit der tadschikischen Grenzpolizei haben wir relativ bald als wir im Bus uebernachten. Soldaten kommen zu uns schwer bewaffnet und teilen uns mit, dass wir hier im Grenzgebiet stehen und hier ist campen nicht vorgesehen. Wir sollen aus dem Grenzgebiet fahren. Hoeflich wie ich bin sage ich, dass wir das selbstverstaendlich sofort machen (wissend, dass es sowieso keinen Weg aus dem Grenzgebiet gibt) und frage nach, wohin wir fahren sollen. Er denkt nach und denkt nach, stellt offenbar fest, dass die naechsten paar hundert Kilometer vor und zurueck im Grenzgebiet liegen und dass es ueber die Berge keine Strasse aus dem Grenzgebiet gibt - wir bekommen eine muendliche Genehmigung hier stehen bleiben zu duerfen.

Nach weiteren Uebernachtungen in Khalaikum und Chorog machen wir uns auf den Pamir Highway. Landschaftlich wunderschoen, dafuer aber saukalt. Kurz nach Chorog fahren wir ueber den ersten Pass, der ueber 4000m hoch ist, hier beginnt ein langes Plateau auf ca. 4000m, das erst nach dem Kizyl Art Pass an der Grenze zu Kirgistan endet. Wir uebernachten eine Nacht im Bus, es hat innen -13 Grad, ohne ordentliche Schlafsaecke waere das eine Tortur. Auch tagsueber gehen die Temperaturen kaum ueber 0. In diesen Hoehen kommt aus dem Auspuff vor allem dunkelschwarzer Rauch, da das bei allen Autos so aussieht denke ich mir nicht viel dabei. Winterdiesel gibt es hier nicht, ab sofort muessen wir daher den VW Bus taeglich in der frueh anschleppen (zwischenzeitig wissen wir, dass sich auch eine Gluehkerze verabschiedet hat, die nun getauscht ist, jetzt gehts wieder normal). Ausserdem ist sowieso der Treibstoff in Tadschikistan eine Katastrophe, es gibt da verschiedene Varianten: Tankstellen mit Zapfsaeulen die nicht funktionieren - hier wird der Diesel in Regentonnen aufgewahrt und von dort heraus geschoepft. Oder aber es gibt ueberhaupt keine Tankstellen und wir bekommen den Diesel aus irgendwelchen Flaschen.

In Murghab bleiben wir in einem Guesthouse, mangels Heizung ist das auch nicht viel angenehmer als im Bus. Das Internetcafe in Murghab, das im Lonelyplanet beschrieben wird, ist auf unbestimmte Zeit ausgefallen.

Wegen der Kaelte beeilen wir uns weiter zu kommen und fahren nach Sary Tash in Kirgisistan. Hier wird es zumindest tagsueber etwas waermer.

Wir bereiten uns vor auf die Fahrt nach China. Am 16. Oktober fahren wir plangemaess auf den Irkeshtam Pass. Die kirgisische Abfertigung laesst etwas auf sich warten, weil wir gerade zur zweistuendigen Mittagspause ankommen. Dann aber sind wir durch und wir fahren nach China - nach dem ersten Checkpoint noch vor der Grenzkontrollstelle wird einiges klar: hier ist alles moderner, die Strassen gut, die Polizei ist freundlich und korrekt, aber: hier herrscht staendig ein polizeilicher Befehlston, den wir selbst in den sowjetisch gepraegten Staaten Zentralasiens nicht erlebt haben.

Unser Guide, der hier gesetzlich vorgeschrieben ist, wartet an der Grenze. Unsere Zwiebel werden beschlagnahmt, Erdaepfel und Eier duerfen wir einfuehren. Die Polizei sucht im Auto nach verbotener Literatur und dann heisst es warten. Wir wissen nicht worauf, aber wir muessen warten und warten und dann heisst es auf einmal: wir konnen fahren.

Wir fahren nach Kashgar. Kashgar ist eine faszinierende Stadt, ein uraltes uyghurisches Handelszentrum an der Seidenstrasse. In der Altstadt gibt es ueberall Handwerker - Schuster, Tischler, Drechsler, Toepfer - alte Handwerksberufe die man bei uns so kaum mehr findet und da die alle entlang der Strasse arbeiten kann man auch zuschauen. Wirklich sehenswert auch der Tiermarkt und Bazar.

Es zeigt sich aber auch das moderne China mit seinen modernen Geschaeften, Restaurants und Bars. Die andere Seite der Medaille ist die eigenartige Vorstellung von "Freiheit", die die Politik hier besitzt....

So interessant Kashgar auch ist, wir sind froh, als wir auf den Karakorum Highway in Richtung Pakistan fahren. Hier in China ist der KKH eine gut ausgebaute Strasse, sodass wir relativ schnell in Taskurgan sind. Hier findet die chinesische Grenzkontrolle statt, 120km vor der wirklichen Grenze. Auch hier sucht die Polizei wieder nach verbotener Literatur und dann heisst es warten. Keine Ahnung worauf, aber wir muessen - nachdem alles fertig ist - eine weitere Stunde warten. Dann duerfen wir fahren.

Die beiden Checkpoints vor der Grenze passieren wir relativ problemlos, auch wenn die Beamten sinnloserweise jedesmal ueberpruefen ob eh wirklich ein Ausreisestempel im Pass ist. Wir erreichen den hoechst gelegenen Grenzuebergang der Welt - den Khunjerab Pass auf ueber 4700m. An der Grenze erfolgt der uebliche Grenzintelligenztest - der chinesische Wachposten fragt wohin wir fahren. Ich antworte "Pakistan" und wir koennen passieren.

Hier aendert sich einiges: wir verlassen Zentralasien und fahren auf den indischen Subkontinent, hier liegt eine Wasserscheide, Carina kann sich auf Hindi/Urdu unterhalten und ja dann noch was: wir wechseln die Strassenseite auf Linksverkehr.

Auch noch etwas aendert sich schlagartig: am ersten Checkpoint gleich nach der Grenze (der Grenzuebergang liegt auch hier erst in Sost, 85km von der Grenze) kommt ein Polizist in Uniform in britischem Style zu mir, schuettelt mir die Hand (Carinas Hand gilt in dem Fall als mitgeschuettelt, wir Juristen nennen das "Fiktion"...), laechelt mich an und sagt: "Hello Sir, Welcome to Pakistan!" - das wars und wir koennen passieren, keine daemlichen Fragen, keine daemlichen Kontrollen irgendwelcher Papiere.

Wir kommen gut voran, aber dann gibts doch ein Problem: der Karakorum Highway wird generalsaniert und zwar ueberall gleichzeitig. Die chinesischen Arbeiter machen eine Strassensprengung und die Strasse wird gesperrt. Wir fragen wie lange die Sperre dauern wird und ein Pakistani sagt uns: "Maybe two hours" - uns wir wissen, dass "maybe two hours" in Pakistan sehr lang sind.... Nun, hier ist Pakistan und hier laeuft manches anders als in Europa. Wir sind ja nicht die einzigen Betroffenen hier - aber es regt sich niemand auf: die Pakistani machen ein Lagerfeuer auf der Strasse und verteilen Decken, damit es nicht zu kalt wird. Man stelle sich vor die Westautobahn wird gesperrt und die Betroffenen machen einfach ein Lagerfeuer.... Schnell wird klar, dass die "two hours" auf jedenfall noch die ganze Nacht dauern werden, also uebernachten wir so wie alle anderen hier auch auf dem Karakorum Highway.

Am naechsten Tag startet der VW Bus nicht. So ziemlich alle anderen Autos hier starten aber auch nicht, also helfen sich alle wechselseitig bis alle Autos gestartet sind. Einige schieben uns an, dafuer schleppen wir wen anderen an usw. - keiner laesst hier wen stehen und dann gehts weiter.

Am Grenzuebergang in Sost angekommen werden wir von einem Immigration Officer mit langem weissen Bart begruesst. Er koennte genausogut als Nikolaus durchgehen. Die Polizisten und die Zollwache begruessen uns mit Handschlag und heissen uns in Pakistan willkommen. Weil ein Zoellner erst den richtigen Stempel suchen muss, teilt er mit uns eine Melone. Auch sucht der Zoll nicht nach verbotener Literatur, nein die sorgen sich um unser leibliches Wohl und fragen uns, ob wir eh eine Kueche im Auto haben.

Wir fahren weiter nach Passu. Die Landschaft ist grandios und diesbezueglich das absolute Highlight unserer bisherigen Fahrt. Auch das Wetter ist bislang noch ziemlich angenehm, selbst wenn tagsueber manchmal Wolken aufziehen und es am Abend spuerbar kalt wird. Ja noch etwas aendert sich hier, die Kueche: wir essen wunderbare Currygerichte und Ciabatti, dazu gibts Milchtee.

Jetzt sind wir in Karimabad im Hunzatal, die landschaftliche Kulisse hier ist wohl eine der schoensten der Welt. Wir uebernachten in einem Hotel mit Panoramafenstern.

Im Nachbarort Alyabad fahren wir zu einem Mechaniker und lassen die Gluehkerzen pruefen, eine ist kaputt und wohl Ursache fuer die Startprobleme. Da ich welche mithabe werden diese gleich gewechselt (das geht sogar relativ schnell, immerhin haben vorher vier Leute darueber beraten, wie sie die Kerze am einfachsten wechseln sollen). Er wollte nicht einmal Geld fuer seine Arbeit haben, wir sind seine Gaeste und daher eingeladen. Ich kann ihm dann schlussendlich 200 Rupees als Werkhonorar "aufzwingen", das sind nicht einmal 2 Euro. Spaetestens morgen werden wir sehen, ob die Startprobleme beseitigt sind.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Back in the USSR

Letzten Samstag bin ich wieder nach Tashkent geflogen. Der Terminalwechsel von St. Petersburg Pulkovo 2 auf 1 war zwar etwas umstaendlich, aber wirklich ohne Transitvisum moeglich. Der Flug nach Tashkent erfolgt in einem nagelneuen Airbus der Rossiya Airlines, eine angenehme Ueberraschung. Wir starten im Sonnenuntergang, unter uns erstrahlt die Stadt St. Petersburg - wirklich eine wunderschoene Stadt, auch aus der Luft betrachtet.

Carina holt mich am Flughafen ab, am naechsten Tag fahren wir weiter nach Samarkand, wo wir am Montag ohne groessere Schwierigkeiten (d.h. innerhalb einer Stunde) das Auto vom usbekischen Zollamt abholen koennen. Weil das auch der letzte Gueltigkeitstag meines Visums ist, heisst es jetzt so schnell wie moeglich raus aus Usbekistan! Ungefaehr zu Mittag erreichen wir die tadschikische Grenze bei Pendjikent. Der Grenzuebertritt ist unproblematisch, von den Tadschiken werden wir freundlich begruesst.

Was sofort auffaellt: Tadschikistan ist viel aermer als Usbekistan, der jahrelange Buergerkrieg in den 90ern hat das Land um Jahrzehnte zurueckgeworfen. Wirklich zur Ruhe gekommen ist Tadschikistan erst 2002, als das Taliban Regime in Afghanistan beendet wurde. Tadschikistan hat eine lange Grenze zu Afghanistan und die Taliban waren an der Destabilisierung in den 90ern beteiligt.

Die Leute sind freundlich, sie winken uns zu, ueberall werden wir nett begruesst. Ein bisschen erinnert uns der freundliche Empfang an den Iran (obwohl der Iran kaum zu uebertreffen sein wird), naja immerhin sind die Tadschiken auch eine persische Insel mitten in Turkestan.

Kurz nach der Grenze aendert sich die Landschaft sehr schnell, die Wueste endet, wir kommen ins Gebirge. Auf der Fahrt ueber das Fan-Gebirge werden wir von einem Tadschiken eingeladen bei ihm zu uebernachten. Er war frueher Abgeordneter des tadschikischen Parlaments und hat als Angehoeriger einer Parlamentsdelegation auch Oesterreich besucht. Beim Abendessen erzaehlt er uns eine Vorstellungen fuer Tadschikistan, er hat sich ein freies Land ohne Rassismus vogestellt, das gut mit den Nachbarlaendern zusammenlebt. Das geeinte Europa ohne Grenzkontrollen ist seiner Meinung nach ein Vorbild fuer Zentralasien. Seiner Meinung nach wird in Zentralasien aber Politik wie im 16. Jahrhundert gemacht, die Grenzen werden immer dichter statt durchlaessiger, Nationalismus ist leider allgegenwaertig. Jedenfalls ein interessantes Gespraech und vernuenftige Politiker gibts also auch hier.

Heute sind wir weitergefaren nach Dushanbe, wir bereiten uns vor auf die Fahrt ins Pamir Gebirge

Freitag, 2. Oktober 2009

es geht weiter

Morgen in der Früh starte ich mit der AUA nach St. Petersburg, im Anschluss gehts weiter mit Rossiya Airlines nach Tashkent. Ich muss zwischen Pulkovo 2 und 1 Flughafen wechseln, mir wurde gesagt, dass das auch ohne Transitvisum geht. Ich werde über geheime Gänge mit russischer Polizeibegleitung dort hin geleitet. Bin mal gespannt, wie das funktioniert.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Beschäftigung

Es waren zwei Nierensteine, die sind jetzt zertrümmert mit einem Laserendoskop. Zwecks Beschäftigung zu Hause habe ich Dinge gemacht, die ich schon länger nicht mehr gemacht habe, beispielsweise die Schlierbacher Lateinmatura 2009 übersetzt und - in memoriam Kodachrome - Super8-Filme geschnitten und geklebt - mal wieder was anderes als non-linearer Videoschnitt.