Donnerstag, 22. Oktober 2009

Hello! Welcome to Pakistan!

Nun nach etwas laengerer Zeit wieder ein Eintrag: das Problem waren die Chinesen, wegen der Proteste gegen die Regierung in Xinjang hat die Partei saemtliche Kommunikation mit dem Ausland abgedreht. Internet, e-mail, Telefon und Telefax sind gesperrt, in Kashgar patroulliert die Volkspolizei mit Schild und Schlagstock und ueber Lautsprecher auf den Strassen erfaehrt die Bevoelkerung egal ob sie will oder nicht die neuesten "Nachrichten". Dafuer gibt es ueberall Plakate ueber glueckliche Menschen, die die Volksrepublik China und ihre Partei bejubeln.

Da Carinas Laptop nicht mehr funktioniert gibts jetzt vorerst auch mal keine Fotos.

Nun der Reihe nach:

Von Dushanbe aus sind wir nach Khorog gefahren. Wir nehmen den Weg nach Kulyab und von da an entlang des Panj Tals in Richtung Khorog. Ab Kulyab wird die Strasse sehr schlecht, aehnlich wie schon am Anzob Pass auf der Fahrt nach Dushanbe. Genau genommen kann man den Weg in weiten Teilen nicht einmal als Strasse bezeichnen. Landschaftlich zahlt sich die Strasse aber aus. Auf der anderen Seite des Panj ist Afghanistan zum Greifen Nahe, wir sehen afghanische Wege, afghanische Doerfer, Menschen, die gerade Mal vielleicht 100m von uns entfernt sind. Dazwischen ist aber immer noch eine Grenze, die die Tadschiken streng militaerisch bewachen.

Kontakt mit der tadschikischen Grenzpolizei haben wir relativ bald als wir im Bus uebernachten. Soldaten kommen zu uns schwer bewaffnet und teilen uns mit, dass wir hier im Grenzgebiet stehen und hier ist campen nicht vorgesehen. Wir sollen aus dem Grenzgebiet fahren. Hoeflich wie ich bin sage ich, dass wir das selbstverstaendlich sofort machen (wissend, dass es sowieso keinen Weg aus dem Grenzgebiet gibt) und frage nach, wohin wir fahren sollen. Er denkt nach und denkt nach, stellt offenbar fest, dass die naechsten paar hundert Kilometer vor und zurueck im Grenzgebiet liegen und dass es ueber die Berge keine Strasse aus dem Grenzgebiet gibt - wir bekommen eine muendliche Genehmigung hier stehen bleiben zu duerfen.

Nach weiteren Uebernachtungen in Khalaikum und Chorog machen wir uns auf den Pamir Highway. Landschaftlich wunderschoen, dafuer aber saukalt. Kurz nach Chorog fahren wir ueber den ersten Pass, der ueber 4000m hoch ist, hier beginnt ein langes Plateau auf ca. 4000m, das erst nach dem Kizyl Art Pass an der Grenze zu Kirgistan endet. Wir uebernachten eine Nacht im Bus, es hat innen -13 Grad, ohne ordentliche Schlafsaecke waere das eine Tortur. Auch tagsueber gehen die Temperaturen kaum ueber 0. In diesen Hoehen kommt aus dem Auspuff vor allem dunkelschwarzer Rauch, da das bei allen Autos so aussieht denke ich mir nicht viel dabei. Winterdiesel gibt es hier nicht, ab sofort muessen wir daher den VW Bus taeglich in der frueh anschleppen (zwischenzeitig wissen wir, dass sich auch eine Gluehkerze verabschiedet hat, die nun getauscht ist, jetzt gehts wieder normal). Ausserdem ist sowieso der Treibstoff in Tadschikistan eine Katastrophe, es gibt da verschiedene Varianten: Tankstellen mit Zapfsaeulen die nicht funktionieren - hier wird der Diesel in Regentonnen aufgewahrt und von dort heraus geschoepft. Oder aber es gibt ueberhaupt keine Tankstellen und wir bekommen den Diesel aus irgendwelchen Flaschen.

In Murghab bleiben wir in einem Guesthouse, mangels Heizung ist das auch nicht viel angenehmer als im Bus. Das Internetcafe in Murghab, das im Lonelyplanet beschrieben wird, ist auf unbestimmte Zeit ausgefallen.

Wegen der Kaelte beeilen wir uns weiter zu kommen und fahren nach Sary Tash in Kirgisistan. Hier wird es zumindest tagsueber etwas waermer.

Wir bereiten uns vor auf die Fahrt nach China. Am 16. Oktober fahren wir plangemaess auf den Irkeshtam Pass. Die kirgisische Abfertigung laesst etwas auf sich warten, weil wir gerade zur zweistuendigen Mittagspause ankommen. Dann aber sind wir durch und wir fahren nach China - nach dem ersten Checkpoint noch vor der Grenzkontrollstelle wird einiges klar: hier ist alles moderner, die Strassen gut, die Polizei ist freundlich und korrekt, aber: hier herrscht staendig ein polizeilicher Befehlston, den wir selbst in den sowjetisch gepraegten Staaten Zentralasiens nicht erlebt haben.

Unser Guide, der hier gesetzlich vorgeschrieben ist, wartet an der Grenze. Unsere Zwiebel werden beschlagnahmt, Erdaepfel und Eier duerfen wir einfuehren. Die Polizei sucht im Auto nach verbotener Literatur und dann heisst es warten. Wir wissen nicht worauf, aber wir muessen warten und warten und dann heisst es auf einmal: wir konnen fahren.

Wir fahren nach Kashgar. Kashgar ist eine faszinierende Stadt, ein uraltes uyghurisches Handelszentrum an der Seidenstrasse. In der Altstadt gibt es ueberall Handwerker - Schuster, Tischler, Drechsler, Toepfer - alte Handwerksberufe die man bei uns so kaum mehr findet und da die alle entlang der Strasse arbeiten kann man auch zuschauen. Wirklich sehenswert auch der Tiermarkt und Bazar.

Es zeigt sich aber auch das moderne China mit seinen modernen Geschaeften, Restaurants und Bars. Die andere Seite der Medaille ist die eigenartige Vorstellung von "Freiheit", die die Politik hier besitzt....

So interessant Kashgar auch ist, wir sind froh, als wir auf den Karakorum Highway in Richtung Pakistan fahren. Hier in China ist der KKH eine gut ausgebaute Strasse, sodass wir relativ schnell in Taskurgan sind. Hier findet die chinesische Grenzkontrolle statt, 120km vor der wirklichen Grenze. Auch hier sucht die Polizei wieder nach verbotener Literatur und dann heisst es warten. Keine Ahnung worauf, aber wir muessen - nachdem alles fertig ist - eine weitere Stunde warten. Dann duerfen wir fahren.

Die beiden Checkpoints vor der Grenze passieren wir relativ problemlos, auch wenn die Beamten sinnloserweise jedesmal ueberpruefen ob eh wirklich ein Ausreisestempel im Pass ist. Wir erreichen den hoechst gelegenen Grenzuebergang der Welt - den Khunjerab Pass auf ueber 4700m. An der Grenze erfolgt der uebliche Grenzintelligenztest - der chinesische Wachposten fragt wohin wir fahren. Ich antworte "Pakistan" und wir koennen passieren.

Hier aendert sich einiges: wir verlassen Zentralasien und fahren auf den indischen Subkontinent, hier liegt eine Wasserscheide, Carina kann sich auf Hindi/Urdu unterhalten und ja dann noch was: wir wechseln die Strassenseite auf Linksverkehr.

Auch noch etwas aendert sich schlagartig: am ersten Checkpoint gleich nach der Grenze (der Grenzuebergang liegt auch hier erst in Sost, 85km von der Grenze) kommt ein Polizist in Uniform in britischem Style zu mir, schuettelt mir die Hand (Carinas Hand gilt in dem Fall als mitgeschuettelt, wir Juristen nennen das "Fiktion"...), laechelt mich an und sagt: "Hello Sir, Welcome to Pakistan!" - das wars und wir koennen passieren, keine daemlichen Fragen, keine daemlichen Kontrollen irgendwelcher Papiere.

Wir kommen gut voran, aber dann gibts doch ein Problem: der Karakorum Highway wird generalsaniert und zwar ueberall gleichzeitig. Die chinesischen Arbeiter machen eine Strassensprengung und die Strasse wird gesperrt. Wir fragen wie lange die Sperre dauern wird und ein Pakistani sagt uns: "Maybe two hours" - uns wir wissen, dass "maybe two hours" in Pakistan sehr lang sind.... Nun, hier ist Pakistan und hier laeuft manches anders als in Europa. Wir sind ja nicht die einzigen Betroffenen hier - aber es regt sich niemand auf: die Pakistani machen ein Lagerfeuer auf der Strasse und verteilen Decken, damit es nicht zu kalt wird. Man stelle sich vor die Westautobahn wird gesperrt und die Betroffenen machen einfach ein Lagerfeuer.... Schnell wird klar, dass die "two hours" auf jedenfall noch die ganze Nacht dauern werden, also uebernachten wir so wie alle anderen hier auch auf dem Karakorum Highway.

Am naechsten Tag startet der VW Bus nicht. So ziemlich alle anderen Autos hier starten aber auch nicht, also helfen sich alle wechselseitig bis alle Autos gestartet sind. Einige schieben uns an, dafuer schleppen wir wen anderen an usw. - keiner laesst hier wen stehen und dann gehts weiter.

Am Grenzuebergang in Sost angekommen werden wir von einem Immigration Officer mit langem weissen Bart begruesst. Er koennte genausogut als Nikolaus durchgehen. Die Polizisten und die Zollwache begruessen uns mit Handschlag und heissen uns in Pakistan willkommen. Weil ein Zoellner erst den richtigen Stempel suchen muss, teilt er mit uns eine Melone. Auch sucht der Zoll nicht nach verbotener Literatur, nein die sorgen sich um unser leibliches Wohl und fragen uns, ob wir eh eine Kueche im Auto haben.

Wir fahren weiter nach Passu. Die Landschaft ist grandios und diesbezueglich das absolute Highlight unserer bisherigen Fahrt. Auch das Wetter ist bislang noch ziemlich angenehm, selbst wenn tagsueber manchmal Wolken aufziehen und es am Abend spuerbar kalt wird. Ja noch etwas aendert sich hier, die Kueche: wir essen wunderbare Currygerichte und Ciabatti, dazu gibts Milchtee.

Jetzt sind wir in Karimabad im Hunzatal, die landschaftliche Kulisse hier ist wohl eine der schoensten der Welt. Wir uebernachten in einem Hotel mit Panoramafenstern.

Im Nachbarort Alyabad fahren wir zu einem Mechaniker und lassen die Gluehkerzen pruefen, eine ist kaputt und wohl Ursache fuer die Startprobleme. Da ich welche mithabe werden diese gleich gewechselt (das geht sogar relativ schnell, immerhin haben vorher vier Leute darueber beraten, wie sie die Kerze am einfachsten wechseln sollen). Er wollte nicht einmal Geld fuer seine Arbeit haben, wir sind seine Gaeste und daher eingeladen. Ich kann ihm dann schlussendlich 200 Rupees als Werkhonorar "aufzwingen", das sind nicht einmal 2 Euro. Spaetestens morgen werden wir sehen, ob die Startprobleme beseitigt sind.

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