Dienstag, 1. September 2009

Angekommen im Iran

So zunaechst mal ein paar Fotos



Werkstatt in Kayseri/Tuerkei


in der Osttuerkei, im Hintergrund der Berg Ararat




Wir sind in Khoy und haben soeben die temporaeren Nummernschilder montiert






Autobahnen im Iran




Tabriz





Moschee in Tabriz


beim Rundgang durch Tabriz

Fotostopp auf der Fahrt in Richtung Norden

eingeladen im Iran. Carina mit einer der Toechter der Familie



in Richtung Masoleh, ploetzlich wird die Landschaft gruen


Am 24. August sind wir in Richtung iranischer Grenze aufgebrochen. Die Ausreise aus der Türkei war relativ schnell erledigt und wir sind durch das Grenztor in den Iran gefahren. Auf dem Grenzgebäude wird man direkt von überlebensgroßen Portraits Khomeinis und Khameneis begrüßt.

Die Begrüßung durch die Grenzbeamten ist sehr freundlich, trotzdem sind noch gewisse bürokratische Hürden zu überwinden. Die Passkontrolle ist noch relativ einfach, schwieriger ist die vorübergehende Einfuhr des Autos. Das Carnet de Passage muss gestempelt werden, wobei der Zollbeamte alle Daten in einen Computer eingeben muss, wobei das Carnet, wie im Zollverkehr üblich, auf französisch ausgestellt ist, der Zollbeamte aber nicht französisch versteht. Weitere Beamte helfen bei der Übersetzung. Danach möchte er die Fahrgestellnummer am Auto überprüfen. Weil ich keine Ahnung habe wo die steht zucke ich mit den Schultern. Er meint, dass diese immer beim Motor steht und fängt vorne am Bus an zu suchen. Ich deute nach hinten. Also gehen wir nach hinten, Kofferraum ausgeräumt und Motorabdeckplatte geöffnet, die Taschenlampe drücke ich ihm einfach in die Hand. Weitere zwei Beamte eilen ihm zu Hilfe und nun schauen drei Beamte auf den Motor, finden aber keine Fahrgestellnummer. Danach heißt es: “Motor good“ und die Sache ist erledigt. Ich kriege den Stempel auf das Carnet und einen unlesbaren Zettel in Farsi. Mit diesem müssen wir in Khoy die temporären iranischen Nummerntafeln besorgen, weil wir ja länger als 10 Tage bleiben wollen.

Mit dem Treibstoff ist die Sache etwas kompliziert geworden, wie wir an der Grenze erfahren. Neuerdings wurde auch Diesel rationiert, sodass man eine Tankkarte benötigt. Als Ausländer kosten die Kontingente offiziell so viel, dass der Diesel im Iran soviel Kosten würde wie bei uns. Einer der Grenzbeamten hat mir daher gleich anlässlich der Passkontrolle empfohlen die Tankkarten am Schwarzmarkt zu kaufen oder aber an der Tankstelle auf fremde Kontingente zu tanken. Wir gehen einen Mittelweg, ich kaufe gleich nach dem Grenzübergang ein Kontingent von 200Liter schwarz, da kostet dann der Diesel ca. 20 Cent pro Liter. Den Rest tanken wir auf irgendein Kontingent eines Inländers an der Tankstelle, da sind wir dann bei sagenhaften 1,2 Cent pro Liter Diesel! Nachdem alles geschafft ist, kommt aber noch das Wichtigste: vor der Ausfahrt aus dem Grenzkontrollbereich sitzt noch ein Polizist, der alle Daten, die eigentlich eh schon in den Computer eingetragen wurden, noch mal händisch in ein dickes Buch abschreibt. Danach ist alles erledigt.

Danach geht’s nach Khoy. Sofort auffällig im Iran sind die guten Straßen. Nicht nur auf Autobahnen, sondern auch auf normalen Fernverkehrsstraßen gibt es Notrufsäulen, Erste Hilfe Stationen und Stationen des iranischen Automobilclubs. Die Qualität der Straßen ist durchaus mit mitteleuropäischen Verhältnissen vergleichbar. Es gibt sogar Leitschienen um Abstürze zu vermeiden, in der Türkei war das eine absolute Ausnahme. Für asiatische Verhältnisse ist der Straßenzustand im Iran jedenfalls außergewöhnlich.

Eine andere Sache ist dafür der Straßenverkehr. Es gibt nicht nur absolut keine Verkehrsregeln, die Iraner fahren brutal. Abbiegen geht in alle Richtungen von sämtlichen Fahrspuren gleichzeitig, wer Nachrang hat, fährt einfach mit Schwung zwischen die Autos in den Querverkehr, wer Lust hat, fährt den Kreisverkehr anders herum. Dreispurige Straßen werden mindestens vier- bis fünfspurig befahren, wobei dazwischen immer noch Motorradfahrer und Fußgänger in beiden Richtungen Platz haben. Teilweise wird auch Rechts- und Linksverkehr gleichzeitig gefahren.

Wir haben wenigstens den Vorteil, dass der VW Bus relativ groß ist, sodass wir relativ viel Vorrang haben. Allerdings muss man hier die Regel beachten, dass man einen Vorrang immer nur dann behält, wenn man sich ihn auch erzwingt. Ich habe mir daher gleich am ersten Tag eine andere Methode zu hupen zugelegt. Um gleichzeitig lenken und hupen zu können, was absolut notwendig ist um im Straßenverkehr irgendwie zu überleben, hupe ich mit dem Unterarm. Damit bleiben die Hände frei für das Lenken.

Eine Steigerung ist das Überqueren einer Straße als Fußgänger – hier muss man wie beim Spießroutenlauf einfach zwischen fahrenden Autos durchlaufen. Fußgängerampeln gibt’s zwar, aber die interessieren keinen Autofahrer.

Die Freundlichkeit der Iraner ist überwältigend. Autofahrer winken uns freundlich zu oder kurbeln das Fenster herunter und rufen: „Welcome to Iran“. Als wir am ersten Abend in Khoy ein Hotel suchen, sieht ein Iraner mein etwas ratloses Gesicht und fragt, ob er helfen kann. Ich sage ihm den Namen seines Hotels, er steigt in sein Auto und fährt voraus um uns hinzuführen.

Die letzte bürokratische Hürde nehmen wir auch noch. Mit dem Zettel fahren wir zur Polizei in Khoy. Wiederum sind die Beamten sehr freundlich, aber der Amtsschimmel wiehert. Ich bekomme wieder einen Haufen Zettel in Farsi, mit dem ich zur Bank fahren muss wegen der Gebühr für die Tafeln. Auch hier in der Bank zeigt sich wieder die Freundlichkeit der Iraner: ein Mann aus der Warteschlange sieht mich, fragt mich, ob er helfen kann, nimmt meine Papiere und das Geld und erledigt die Bankformalitäten, die – weil das ganze ja eine hochoffizielle Angelegenheit ist – doch etwas kompliziert sind. Bei der Bank sind nämlich noch mal ein paar Formulare in Farsi auszufüllen. Er erledigt das, unterschreibt auch gleich für mich….., und gibt mir die Bankbestätigung mit der ich dann bei der Polizei gleich auch die Nummerntafeln bekomme (die Polizisten haben auch noch mal die Fahrgestellnummer gesucht, nicht gefunden und den Motor für gut befunden). Damit sind alle Formalitäten erledigt.

Als nächstes sind wir in Tabriz, der Hauptstadt der Provinz Ostaserbaidschan. Die Leute hier sind mehrheitlich Azeri, also keine Perser, sondern ein Turkvolk. Gesprochen wird hier hauptsächlich Azeri und nicht Farsi, allerdings schreiben die Azeri hier leider in arabischer Schrift, nicht so wie in der ehem. Sowjetrepublik Aserbaidschan, wo lateinisch geschrieben wird.

Die nächsten Tage gehören den Sehenswürdigkeiten in Tabriz. Immer wieder werden wir von Leuten angesprochen, die uns einen schönen Aufenthalt im Iran wünschen. Manche entschuldigen sich bei uns dafür, dass es wegen des Ramadan etwas schwierig ist tagsüber Essen zu bekommen oder dass sie leider gerade keinen Tee haben, auf den sie uns einladen könnten.

Von Tabriz aus fahren wir über die Berge in Richtung Masoleh. Die Autobahnen sind eigentlich mautpflichtig – an der Mautstation werden wir gefragt woher wir kommen, Willkommen geheißen und – durchgewunken. Ich halte ihm trotzdem den Geldschein für die Maut hin, aber er lehnt ihn ab. So ist das im Iran.

In den Bergen suchen wir uns in einem Olivenhain einen Stellplatz. Als wir eigentlich schon Schlafen gehen wollten fährt ein Auto vor und ein junger Mann und zwei junge Frauen kommen zu uns. Auch wenn wir uns sprachlich nicht verstehen, verstehe ich, dass sie uns zu sich einladen möchten. Wir fahren also über Sand und Stock und Stein hinter deren Geländewagen auf eine Anhöhe hinauf (syncro sei Dank, sonst wäre das unmöglich gewesen) und werden auf einen Tee eingeladen. Die Verständigung erfolgt mit Händen und Füßen, ein lustiger Abend. Am nächsten Tag bekommen wir Paradeiser, Melanzani und einen Haufen Oliven als Essensration geschenkt. Der Olivenhain, in dem wir gestanden sind, gehört ihnen.

Auf dem Weg nach Masoleh ändert sich die Landschaft schlagartig. Nicht mehr karg und trocken, sondern grün und üppig ist es hier. So ein bisschen wie Wienerwald in leicht tropischer Variation. Am Abend werden wir wieder von einer iranischen Familie eingeladen. Typisch für viele moderne Iraner: nach dem Betreten der Wohnung legen die Frauen und Mädchen Kopftuch und Mantel ab und auf einmal sitzen wir alle genauso beisammen, wie das bei uns in Europa auch der Fall wäre. Wir bekommen alkoholische Getränke, geschmuggelt aus der Türkei.
Eines hören wir seit unserer Einreise auch immer wieder – was die Iraner von ihrer Regierung halten. In den Restaurants in Masoleh wird das besonders deutlich. Ganz offen sagen die Leute hier Achmadinedschad soll gehen. Auch dass die islamische Republik überhaupt abgeschafft gehört, haben wir hier einmal ziemlich unverblümt gehört.

Der iranische Alltag ist weit weniger konservativ als man sich das im Westen vorstellt und die Reformen aus der Khatami-Zeit hat auch Achmadinedschad nicht zurückgenommen. Man sieht zwar Frauen im klassischen Tschador (eine Burka haben wir bis jetzt noch nicht gesehen), aber auch in Jeans, tailliertem Mantel und mit locker getragenem, breitem Schal, der gleichzeitig als Kopftuch dient. Die Frauen sind auch präsent und nicht aus der Öffentlichkeit verbannt. Jedenfalls ist hier von konservativ bis europäisch so ziemlich alles vertreten.

Von Masoleh fahren wir ueber Teheran nach Isfahan, auf die Autobahnmaut werden wir wieder eingeladen. Die Stadt ist das Zentrum des iranischen Tourismus mit einer Menge an Sehenswürdigkeiten. Auffällig ist, dass wir praktisch keine ausländischen Touristen sehen. Auch hier in Isfahan geben die Iraner dem Präsidenten die Schuld daran, dass die Touristen ausbleiben.

Uns geht es jedenfalls sehr gut hier im Iran. Die Menschen hier sind alle so freundlich zu uns wie man sich es nicht vorstellen kann. Selbst Teppichverkaeufer sind hier nicht aufdringlich. Der Iran hat sich bis jetzt als relativ unkompliziertes und sehr angenehmes Reiseland erwiesen. Heute werden wir noch ein paar Sehenswuerdigkeiten in Esfahan abklappern. Dann gehts weiter nach Yazd.

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