Samstag, 12. September 2009

Mit Verzoegerung in Usbekistan

Die Abreise nach Turkmenistan hat sich um einen Tag verzoegert - wir haben ein Problem mit der iranischen Polizei. Weil ich das Auto bloederweise an einem Feiertag in der Naehe des heiligen Schreins in Mashad geparkt habe und gleichzeitig eine Bombendrohung war, wurde unser Bus beschlagnahmt. Angeblich sind extra Spezialisten aus Teheran da gewesen, die den gesamten Bus durchsucht haben, merkwuerdigerweise aber nicht den Kofferraum. Den Bus haben wir relativ schnell wieder gehabt, das Problem war ganz ein anderes: die vordere Nummerntafel war nicht mehr auffindbar. Es hat einen ganzen Tag gedauert, bis diese aufgetaucht ist. Danke an Ali aus Mashad! Er und seine Familie haben uns den ganzen Tag unterstuetzt und schlussendlich unsere Nummerntafel aufgetrieben. Weil es ihnen so peinlich war, dass uns so etwas im Iran passiert haben sie uns zum Essen eingeladen und uns ein Appartment fuer die weitere Nacht kostenlos zur Verfuegung gestellt. Sie wollten nicht einmal Geld fuer die Auslagen, die sie wegen uns gehabt haben.

Am naechsten Tag fahren wir weiter nach Turkmenistan. Wir sind einerseits irgendwie auch froh wieder in Laender zu fahren, in denen es keine Bekleidungsvorschriften gibt, andererseits haben wir beide noch nie ein Land erlebt, in dem es so viel ehrliche und selbstlose Gastfreundschaft gibt wie im Iran. Auch der sonst uebliche Touristennepp findet im Iran praktisch nicht statt. Wir haben nur ein einziges Mal beim Taxifahren zu viel gezahlt, und das waren gerade mal drei Euro.

Die Ausreise aus dem Iran ist relativ unkompliziert, in einer Stunde ist alles erledigt. Ein Zoellner zeigt uns waehrend wir warten auf seinem Handy Fotos von anderen Sehenswuerdigkeiten im Iran, die wir seiner Meinung nach noch haetten ansehen koennen.

Wir kommen nach Turkmenistan, sofort nach der Grenztafel nimmt Carina ihr Kopftuch ab - soviel Freiheit gibt es sogar in Turkmenistan. Dann beginnt Unglaubliches - turkmenische Buerokratie. Ueberraschenderweise waren die Beamten ueberaus freundlich, der Chef persoenlich hat allen die Anweisung gegeben uns als Touristen bevorzugt zu behandeln. Tafeln zeigen, dass der turkmenische Praesident die Anweisung zur Freundlichkeit erteilt hat. Trotzdem muessen alle Huerden genommen werden und an unsinniger Umstaendlichkeit sind die Turkmenen Weltmeister. Grenzuebergaenge in Asien muss man sich anders vorstellen als bei uns - das ist im wesentlichen ein Parkplatz mit verschiedenen Gebaeuden, auf dem man eine bestimmte Anzahl an Stempeln sammeln muss. Dann darf man durch die Ausfahrt in die andere Richtung hinaus.

In Turkmenistan schaut das so aus: auf dem Parkplatz stehen drei Gebaeude, in diesen sind jeweils mehrere Zimmer, in denen wiederum mehrere nach Zufallsprinzip ausgewaehlte Leute sitzen. Jeder dieser Leute hat einen Stempel, einen Kugelschreiber und ein Buch im Querformat.
Die Aufgabe des Reisenden besteht nun darin genau 17 Stempel (ich hab nachgezaehlt!) in der genau richtigen Reihenfolge auf insgesamt acht verschiedenen Zetteln sammeln, wobei niemand der anwesenden Personen die gesamte Prozedur kennt, sondern nur den Stempel davor und danach. Turkmenistan spielt das noch in verschaerfter Variante, denn vorher weis man nicht, dass es genau 17 Stempel sind, die man benoetigt. Hat man das alles, hat man gewonnen und darf zum Ausgang.

Das sieht z.B. so aus: man geht mit dem Pass und ein paar Zetteln in ein Gebaeude zu einer Person, diese Stempelt etwas auf den Zettel und schreibt die Passdaten in ein Buch im Querformat. Dann nennt sie die naechste Station. Dort bekommt man einen weiteren Zettel und einen anderen Stempel und die Person schreibt die Passdaten in ein Buch im Querformat. Dann nennt sie die naechste Station. Die sitzt vielleicht dann genau neben der ersten Person, gibt auf den Zettel einen Stempel und schreibt die Passdaten in ein Buch im Querformat.

Ich denke dass mindestens 20 bis 30 Leute mit unserer Abfertigung beschaeftigt waren, aber nach zwei Stunden haben wir es geschafft (wir waren das einzige Auto, sonst waren nur LKW). Wir fahren ca. 15 Minuten in Turkmenistan und - wir kommen zu einer Polizeikontrollstelle, er schreibt die Passdaten etc.... diesmal hat das Buch aber offenbar versehentlich Hochformat!

Wir suchen uns einen Schlafplatz und fahren am naechsten Tag weiter. Unser Ziel Usbekistan erreichen wir nicht mehr. Als wir einen Schlafplatz suchen, das naechste Problem. Wir sitzen im Sand der Karakumwueste auf. Ein LKW-Fahrer hilft uns und versucht und herauszuziehen, dann steckt er ebenso im Sand fest. Schlussendlich faehrt ein russischer Kamaz Allrad LKW vorbei, der uns beide herauszieht.

Nach einer Nacht in Turkmenabad beeilen wir uns Turkmenistan zu verlassen, wir wollen weiter. Wiederum freundlich, aber voellig idiotisches Kasperltheater bei der turkmenischen Abfertigung. Richtig modern und angenehm ist im Vergleich dazu die usbekische Seite. Auch hier sind einige Papiere zu schreiben, das wird aber relativ flott erledigt und wir fahren weiter nach Buchara.

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