Freitag, 25. September 2009

Reiseunterbrechung

Manche Dinge kommen unverhofft: Nierenkolik - Nierenstein. Weil die Behandlungsmethoden in Usbekistan nicht unserem medizinischen Standard entsprechen habe ich mich entschlossen zur Behandlung nach Hause zu fliegen. Es ist aber nicht aus - ich fliege wieder zurück nach Usbekistan und dann gehts weiter.

Die letzte Woche haben wir viel mit organisatorischen Dingen verbracht. Zum einen habe ich mehrmals die Internationale Klinik in Tashkent besuchen müssen, wobei ich mich fuer die schnelle und nette Betreuung dort bedanken muss. Schwierig erwies sich aber das zollrechtliche Problem: der VW-Bus ist vorübergehend eingeführt und ich muss das Land wieder mit diesem verlassen. Nierensteine und medizinische Notfaelle sind beim usbekischen Zoll nicht vorgesehen und so wurde meine Ausreise zum Spiessroutenlauf. Ein halber Tag Telefonate und ein weiterer halber Tag beim Zollamt Samarkand brachten aber dann doch das gewuenschte Ergebnis: ich kriege einen handschriftlichen Fünfzeiler des Zollamtes und darf ohne Auto ausreisen - muss aber bis 5.Oktober wieder mit dem Auto aus Usbekistan ausgereist sein. Nicht besonders praktisch, aber das funktioniert hoffentlich irgendwie. Dafür ist das Auto sicher am abgesperrten Zollamtsparkplatz in Samarkand (natürlich kostenpflichtig) abgestellt. Jedenfalls haben sich zahlreiche sogenannte "Spezialisten" mit meinem Problem befasst. Soviel zu dem Thema. Ich warte jetzt am Flughafen Istanbul auf meinen Flug nach Wien.

Was war sonst noch:

Wir haben einige Tage in Buchara verbracht. Meiner Meinung nach die schönste der drei berühmten Staedte (Buchara, Samarkand, Khiva) Usbekistans (wobei Buchara und Samarkand kulturell, ethnisch und sprachlich nicht usbekisch, sondern tadschikisch sind - damit gehören sie hauptsaechlich der persischen und nicht der türkischen Kultur an). Eine Altstadt wie man sie sich im Maerchen vorstellt. Seit meiner letzten Reise 2001 hat sich auch einiges positiv veraendert, die Altstadt zeigt sich jetzt zur Gaenze renoviert. Weil die Internetverbindung in Usbekistan jedes Mal so extrem langsam war habe ich keine Lust gehabt einige Fotos hochzuladen.

Ein kleines Problem ergab sich auch noch mit unserem Auto. Aus irgendeinem Grund bestand ein Defekt bei der Ölablassschraube. Am Parkplatz rinnt Öl aus. Für uns von Vorteil ist, dass sich daran in diesen Laendern kaum jemand stört, geschweige denn sich darüber wundert. Ein Mechaniker kann das Problem jedenfalls schnell lösen. Er kannte überraschenderweise den Motortyp, ja sogar die Konstruktion mit dem Ölkühler war ihm bekannt! T3 Busse gibt es ja kaum in Usbekistan. Er gratuliert uns noch, dass wir es bis Usbekistan geschafft haben ohne den Motor durch Überhitzung zu zerstören. Er erzaehlt mir, dass die JX-Motoren das staendige Fahren in der Hitze der usbekischen Wüste nicht besonders mögen. Ich versichere ihm, dass wir eh gut auf die Waerme aufpassen.

Eine weitere organisatorische Sache war die Weiterreise. Von Buchara aus fahren wir zuerst mit dem Zug nach Tashkent - wir wollen auf die chinesische Botschaft unser Visum zu beantragen. Am naechsten Tag in der früh das ernüchternde Ergebnis: so einfach kommt man da nicht in das Gebaeude - es gibt Listen, in die man sich eintragen muss und dann ruft jeden Tag jemand von der Botschaft ein paar Namen auf und die duerfen dann hinein. Manche Leute stehen schon seit Wochen jeden Tag vor der Botschaft.......

Meine Erfahrung sagt mir: hier braucht man zwei Dinge, einen Helfer und Geld. Wir wenden uns an ein Reisebuero und jetzt geht das so: es gibt da einen Superüberdrüberexpresstarif, das sind 180,- Dollar - das ist aergerlich, aber es funktioniert. Wir bekommen ein chinesisches Visum am selben Tag und das ohne Visumantrag und ohne ein Foto! Pass und 180,- Dollar - das genügt fürs Visum.

Von Buchara aus fahren wir mit dem Auto nach Samarkand. Ernüchternd sind die Dieselpreise: nach 1 Cent im Iran, 20 Cent in Turkmenistan, erscheinen uns die 50 Cent in Usbekistan wie Wucher! ;-) Dafür sind die Strassen in Usbekistan besser als in Turkmenistan, aber trotzdem nicht wirklich gut. Oft bestehen Strassen eher nur aus Schlagloechern oder es fehlen Kanaldeckel oder sonst irgendwas. Ein gewaltiger Abstieg gegenüber den iranischen Luxusstrassen mit Notrufsaeulen und medizinischer Grundversorgung.

Wegweiser sind normalerweise nicht vorhanden oder geben nur irgendwann einmal eine Richtung an. Allerdings gibt es auch hier Ausnahmen: aus unerfindlichen Gruenden steht naemlich an der Tashkenter Stadtausfahrt plötzlich ein Wegweiser nach Karachi! Ja richtig - Karachi im Sueden Pakistans.... sogar mit Wegbeschreibung (-Samarkand-Termez-Kabul-Peshawar-Karachi) - das war der sinnloseste Wegweiser, den ich je gesehen habe. Waere interessant was sich die Beamten von der Strassenverwaltung (sicherlich alle "Spezialisten") dabei gedacht haben - ich vermute es gab da zufaellig ein Schild wo Karachi draufsteht und sie wollten es irgendwo aufstellen.

Apropos Afghanistan: wir hören positive Berichte über Reisen nach Nordafghanistan sowohl von Einheimischen als auch einmal aus erster Hand. Mazar i Sharif waere ja nur 10km von der usbekischen Grenze entfernt und daher grundsaetzlich als Tagesausflug möglich. Auch in Mashad haben wir gehört, dass die Route Mashad-Herat-Mazar i Sharif-Usbekistan bereisbar ist. Wie wir in Buchara gehört haben sind einige Fahrradfahrer diese Route bereits gefahren. Zwischenfaelle oder Probleme mit Reisenden gab es keine, vielmehr waren alle von der Gastfreundschaft begeistert. Fuer uns derzeit noch keine Option, aber es ist zu hoffen, dass zumindest Teile Afghanistans in einiger Zeit doch wieder bereisbar werden.

In Samarkand sehen wir uns die Hauptsehenswuerdigkeiten an. Unglaublich beeindruckend, nur gibt es leider keine geschlossene Altstadt. Deswegen hat Buchara meiner Meinung nach mehr Flair.

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