Dienstag, 23. März 2010

Kumbh Mela and Embassies

Letzten Mittwoch fahren wir von Orchha nach Delhi um unsere Visa zu beantragen. Am Donnerstag besuchen wir zunaechst die Oesterreichische Botschaft. Die Pakistani stellen Visa naemlich nur dann aus, wenn ein Empfehlungsschreiben des Heimatstaates vorliegt. Das Schreiben bekommen wir dort schnell ausgehaendigt, ja und ausserdem wirkt unsere Behoerde aufgeraeumt, besitzt offenbar importierte Bueromoebel und Toiletten, die Waende sind so ausgemalt, dass nur die Waende ausgemalt sind und nichts von der Einrichtung bricht zusammen, wenn man es benutzt. Alles in allem ein bisschen angenehmes Europa mitten in Indien.

Mit diesem Schreiben gehts zur pakistanischen Botschaft, oder genauer gesagt High Comission. Wir geben unsere Paesse und Antraege ab und bekommen einen Termin fuer ein persoenliches Interview am Montag. An diesem Tag war das alles recht einfach.

Uebers Wochenende fahren wir nach Haridwar und Rishikesh. Beide Orte sind heilige Orte am heiligen Fluss Ganges. Derzeit ist in Haridwar Kumbh Mela, das groesste hinduistische Fest, das jedes elfte Jahr in Haridwar stattfindet. Massenweise pilgern hier die Menschen her zwecks ritueller Waschungen am Ganges, der hier noch nicht so sehr verdreckt ist.

Wir bleiben in Rishikesh. Rishikesh ist nicht nur als Pilgerort bekannt, denn hier hielten sich 1968 die Beatles auf, hier entstanden viele Songs des White Albums. Ein Glueck fuer Rishikesh und den Tourismus.

Jedenfalls ist es ein netter Ort und da der Ganges noch halbwegs akzeptabel ist, kann man auch als Tourist seine Fuesse ins heilige Wasser halten (aber immer ohne Schuhe - wegen der Heiligkeit! - heilige Fluesse darf man nur mit Industriemuell und Abwaessern und was es sonst noch alles an denkbarer Umweltverschmutzung gibt verschmutzen, niemals aber mit Schuhen!)

Auf unserer Rueckreise sehen wir Pilger, die Ganges Wasser kanisterweise nach Hause transportieren. Da traegt schon mal jeder der Familie zwei 20l Kanister mit sich. Lourdes is nix dagegen.

Zurueck in Delhi freuen wir uns auf unseren Interviewtermin beim pakistanischen Konsul, wir haben schriftlich einen Termin um neun Uhr erhalten, also sind wir um diese Zeit dort.

Es gibt mehrere typische Treffpunkte hier, wo sich Overlander treffen. Also Goa oder Kathmandu, aber eben auch die pakistanische Botschaft in Delhi. Also sind wir hier nicht alleine.

Um 9 Uhr erhalten wir am Schalter eine Terminaenderung, der Termin findet um 9 Uhr 30 statt, saemtliche Termine fuer Auslaender (Inder zaehlen witzigerweise nicht zu den Auslaendern, sondern werden extra behandelt) werden dann noch ein ein Buch eingetragen und was dann passiert wird der absurdeste Botschaftsbesuch, den alle hier anwesenden Reisenden bisher erlebt haben.

Inder und Pakistani eint nicht nur die gemeinsame Geschichte und die Liebe zu Currygerichten und Bollywoodfilmen, nein sie eint auch die Faehigkeit, aus saemtlichen einfachen Alltagssituationen bestenfalls ein Chaos und schlimmstenfalls einen Tumult zu produzieren.

Man muss sich vorstellen, es sind jetzt ein paar Auslaender hier und einige hundert Inder. Wir werden eingelassen, an einem grossen Eisentor gibt es eine kleine Eisentuer, die ungefaehr so hoch ist, dass sie einem bis zum Bauch geht. Draussen steht eine Traube Inder (Inder bilden nie Schlangen, sondern immer Trauben), die hinein will, drinnen steht ein pakistanischer Beamter. Die Tuer wird geoeffnet, wir werden zuerst hineingelassen, aber als die ersten Inder hereinduerfen, hat man den Eindruck, es kommt zu einer Besetzung des Botschaftsgebaeudes. Nachdem der Innenhof halbwegs mit Indern befuellt ist, wird die Tuer geschlossen. Draussen drueckt eine Meute gegen die Tuer, drinnen stemmt sich ein Pakistani gegen die Tuer und versucht sie zu schliessen. Diese Szene wird sich den ganzen Vormittag nicht mehr aendern und jedes Mal wenn eine einzige Person hinaus oder herein muss, kommt es zu kampfaehnlichen Szenen an dieser viel zu kleinen Tuer. Inder koennen naemlich grundsaetzlich stunden (tage-?)lang warten (in Hockstellung) und ins Narrenkastl starren, aber sie koennen nicht warten, wenn sie ein Lenkrad in der Hand halten, sich eine Tuer oeffnet oder irgendein Name (nicht ihr eigener) aufgerufen wird. Hier setzt sich sofort die Traube in Bewegung und es kommt zur Meuterei. Voellig unmoeglich ist es fuer Inder auch zu warten, bis die Person, die vor ihnen drankommt, fertig ist.

Im Innenhof schafft ein voellig ueberforderter Pakistani Ordnung. Er haelt einen Metalldetektor in der Hand, nicht um ihn bestimmungsgemaess zu verwenden, nein, sondern er verwendet ihn eher als Dirigentenstab. Einmal links sitzen, dann muessen andere wieder rechts sitzen, dann ist irgendeiner ohne Genehmigung ins Botschaftsgebaeude gelaufen, den eskortiert er heraus oder es ist jemand irgendwie von draussen hereingekommen etc. etc. Der Pakistani schreit, die Inder schreien zurueck, dann schreien sich die Inder untereinander an und alles ist durcheinander. Dann versucht der Pakistani wieder Ordnung zu machen und das Spiel beginnt von Neuem.

Da sich niemand fuer uns zu interessieren scheint, erkundigen wir uns, was wir tun sollen. Wir fragen einen Beamten und erhalten die Auskunft, dass er sich selbst nicht auskennt, sich aber sicher ist, selbst nicht zustaendig zu sein. Also warten wir. Nach einer Stunde Wartezeit sagt uns der Dirigent mit dem Metalldetektor, dass der Interviewer noch gar nicht da ist. Also wieder warten.

Nachdem wir drei Stunden gewartet haben laesst uns der Dirigent hinein, nein nicht zum Interview, sondern ins Gebaeude und zwar in den Wartesaal. Und dort warten wir wieder. Die Inder werden namenweise aufgerufen und immer wenn ein Name aufgerufen wird, wuerde man glauben, geht diese Person zum Interview. Aber so ist das hier nicht, denn es stuermen 5 Inder (die sicher nicht alle so heissen) auf den Pakistani zu, der eigentlich nur einen Namen aufgerufen hat (und mir da schon fast leid tut, denn der hat einen ziemlich lebensgefaehrlichen Job). Vier werden abgedraengt, der richtige darf hinein, und dann schreien sie sich wieder alle wechselseitig an.

Ja und um das noch zu steigern kommen wir dann doch noch zum Interview, mit dreieinhalb Stunden Verspaetung. Der Konsul ist gut genaehrt, also kugelrund und laechelt uns mit seinem ebenso runden Gesicht an. Und dann beginnt die Befragung zunaechst einmal mit den ueblichen Fragen. Er nimmt unseren Pass und fragt uns wie wir heissen. Da wir das immer noch wissen ist das in Ordnung. Dann fragt er mich, was "the most fascinating part" von Carinas Gesicht ist. Das sind die grossen Augen, die ihm, wie er sagt, sofort aufgefallen sind. Dann noch zwei weitere Fragen, naemlich wieviele Geschwister wir haben und ob unsere Eltern eh wissen, dass wir gemeinsam unterwegs sind. Dann laechelt er nochmals und teilt uns mit, das Visum wird gleich ausgestellt, wir koennen es um fuenf am Nachmittag abholen. Aehnlich ist es den anderen Antragstellern gegangen, den einen empfahl er doch in naechster Zeit einmal zu heiraten, einem jungen Single-Man entliess er mit der Empfehlung sich dringend eine Freundin zu suchen. Frauen unterrichtete ueber die liberalen Attitueden in Pakistan, man koenne ueberall in kurzer Hose herumlaufen (ich bin mir nicht sicher, ob er schon ueberall in seinem Land war....). Andere wiederum wollten eigentlich nur ein Visum fuer zehn Tage, der Herr Konsul liess es sich aber nicht nehmen, eines fuer dreissig Tage auszustellen, zehn Tage sind ja doch sehr kurz (da koennten sich manch andere Botschaften mal was abschauen). Um fuenf sind wir wieder dort, im Prinzip ist auch offen, aber nicht ganz, denn um fuenf ist Prayer Time und da teilen die Beamte keine Paesse aus, sondern gehen beten (und dann muessen sie sich vermutlich erholen). Um kurz vor sechs sind wir aber erfolgreich und bekommen unsere Paesse mit dem pakistanischen Visum.

Da weiss man, worauf man stundenlang in der Hitze im Innenhof der pakistanischen Botschaft gewartet hat....., andererseits war das so typisch pakistanisch, dass ich mich schon freue wieder hinzufahren.

Nicht ganz so gut ist es bei der iranischen Botschaft gelaufen. Wir haben unsere Referenznummer per e-mail erhalten, das Aussenministerium hat unsere Visaerteilung also genehmigt. Die iranische Botschaft ist voellig anders als die pakistanische. Aufgeraeumt, modern, die relevanten Informationen sind im Schaukasten ausgehaengt, kein Chaos. Aber -das Problem - wir haben die Referenznummer, aber diese wurde von Teheran noch nicht an die Botschaft in Delhi geschickt. Also hat sie die Botschaft noch nicht und maybe morgen oder maybe irgendwann ist die dann da (das ist dann doch wieder asiatisch). Also wir warten doch immer noch auf unsere Referenznummer...

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