Freitag, 7. Mai 2010

von Marivan to "The other Iraq"

Marivan ist wunderbar. Wir gehen entlang des Sees spazieren, die Baeume bluehen und es gibt richtig grosse Wiesen mit schoenen roten Mohnblumen. Das Wetter wird besser, ist aber immer noch wechselhaft. Als wir am See entlanggehen sehen wir Tretboote zu mieten und fahren zweimal mit dem Tretboot auf den See hinaus. Tretboot-Fahren im Iran, wer haette das gedacht? Unterwegs werden wir von einem Kurden zum Abendessen eingeladen, das das beste Essen sein wird, das wir im Iran gegessen haben und so verbringen einen netten Abend mit einer kurdischen Familie aus Marivan.

Auslaendische Touristen gibt es hier kaum, denn im Standardreiserepertoire kommt Kurdistan nicht vor und der Ruf der Kurden ist schlecht. Voellig zu Unrecht wie sich zeigt, es ist hier weder besonders unsicher noch sind die Kurden unfreundlich - ganz im Gegenteil. Auf so viel Gastfreundschaft wie hier trifft man nicht oft.

Was man schon sieht ist eine ziemlich hohe Polizei- und Militaerpraesenz. Die iranische Regierung ist besonders unbeliebt hier und die Menschen blicken gerne hinueber ins saekulaere und autonome irakische Kurdistan. Die Kurden in Marivan haben es in der Vergangenheit nicht leicht gehabt. Omid, der uns zum Essen eingeladen hat, erzaehlt, dass irakische Flieger im 1. Golfkrieg zwei Bombenangriffe auf Marivan geflogen haben. Kurdistan wurde allerdings auch zuvor schon bombardiert und zwar von den Iranern selbst. Khomeini lies Kurdistan bombardieren nachdem sich die Kurden 1979 gegen die islamische Revolution gewehrt haben.


Auf dem Weg nach Marivan haben wir erfahren, dass es hier einen neuen Grenzuebergang in den Irak, Region Kurdistan, gibt. Wir beschliessen daher direkt nach Suleymaniah zu fahren.

Die Grenze ist nicht weit weg, 15km nach Marivan sind wir da. Der Grenzuebergang ist der chaotischste den ich je gesehen habe und so viele LKW auf einem Haufen habe ich auch noch nie gesehen. Bisher waren die Iraner auch an allen Grenzuebergaengen aeusserst freundlich, hier war das das Gegenteil. Wir schaffen aber trotzdem die Ausreise aus dem Iran.


Im Irak erwarten uns die kurdischen Peshmerga. Seit der neuen Verfassung hat Kurdistan weitgehende Autonomie und damit eine eigene Polizei und eigenes Militaer, die Peshmerga. Anders als im Rest des Irak haben es die Kurden geschafft eine sichere Oase im Irak zu schaffen, Terrorismus ist hier kein so grosses Problem. Die kurdische Tourismuswerbung wirbt mit dem Slogan "The other Iraq". Wir werden sehr freundlich empfangen, die Abfertigung ist zuegig und wir brauchen kein Visum, solange wir Kurdistan nicht verlassen (und das tun wir sowieso sicher nicht)! Nach den ganzen Visageschichten eine angenehme Abwechslung.



Wir fahren weiter nach Suleymaniah. Die Strassen sind gut, aber im Vergleich zum Iran viel schlechter. Landschaftlich sieht es hier genauso schoen aus wie auf der iranischen Seite, es wird aber viel aufgebaut. Die Zerstoerungen durch den 1. Golfkrieg und Saddam Husseins Voelkermord an den Kurden sind sichtbar. Heftig ist auch die Militaerpraesenz, die Peshmerga sind allgegenwaertig und wir muessen ueber zahlreiche Checkpoints. Verstaendlich ist das schon, denn die Kurden wollen, dass ihr ruhiges Gebiet so ruhig bleibt wie es ist. Als Touristen werden wir aber sehr freundlich behandelt.


Suleymaniah ist sehr modern, wobei auch hier viel im Aufbau ist. Im Unterschied zum Iran merkt man auch gleich, dass das hier ein saekulaeres Land ist. Vieles erinnert mich an die Osttuerkei. Etwas speziell ist die Amerikanisierung. Fuer die Kurden sind die Amerikaner die Helden, die sie von Saddam Hussein befreit und ihnen ein autonomes Gebiet gegeben haben. Alles was amerikanisch ist oder amerikanisch aussieht ist hier modern. Das geht von den Fastfoodketten bis zu Hosen, die nach Barack Obama benannt sind. Die Importzoelle duerften auch nicht allzu hoch sein, denn in den Basaren kriegt man jede Menge Elektronik zu relativ guenstigen Dollarpreisen.


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