Donnerstag, 29. April 2010

Good bye India

Von Chandigarh aus fahren wir ueber Amritsar an die Grenze in Attari/Wagha. Zufaellig zur genau gleichen Zeit treffen wir dort Thomas und Christin in ihrem T5, die ich aus Agonda kenne. Wir beschliessen gemeinsam die Strecke durch Pakistan in den Iran zu fahren.
Wir kommen kurz vor der Grenzschliessung. Der Beamte der Passkontrolle laesst sich Zeit, wir haben geradezu den Eindruck, er macht das zum ersten Mal. Der Pass wird hin- und hergedreht und wir haben keine Ahnung, was da so lange dauert. Schlussendlich kriegen wir aber unseren Ausreisestempel und duerfen weiter zum Zoll. Irgendein Beamter macht uns darauf aufmerksam, dass die Grenze bald geschlossen wird und wir sollen uns doch nun wirklich beeilen! Ich meine, da arbeiten die Grenzer im Zeitlupentempo und tragen alles tausendmal total sinnlos in irgendwelche Buecher ein und dann sagen die uns, wir sollen uns beeilen. Es ist immer gut (fuer die Grenzer und fuer einen selbst), wenn die einem das nicht an einem schlechten Tag sagen. Am Zoll fangen zwei Frauen wieder an, die Daten in Buecher (also die beruehmten dicken asiatischen Buecher im Querformat) zu schreiben, aber da kommt der Chef oder so und dann geht alles ganz schnell. Er schnippt mit den Fingern und gibt das Kommando, dass jetzt alles schnell zu erfolgen hat und schon haben wir unsere Stempel im Carnet und koennen ohne weitere Kontrolle losfahren. Also fahren wir los in Richtung Grenztor, als dann aber ploetzlich ein indischer Grenzsoldat kurz vor der weissen Grenzlinie wie in Panik vor unser Auto springt, merken wir, dass wir noch etwas vergessen haben – ach ja genau, vor der Grenze sitzt in einer Huette noch ein Inder und der hat welche Aufgabe? – er schreibt die Pass- und Autodaten in ein dickes Buch im Querformat und ueberprueft ob sich unsere Reisepaesse waehrend der letzten zehn Meter zwischen Grenzkontrollgebaeude und seiner Huette irgendwie veraendert haben. Da das nicht der Fall war, duerfen wir weiter und sind in Pakistan. Dort geht alles recht schnell. Wir wechseln – wie schon beim letzten Mal – bei einem Zollbeamten unsere indischen Rupees gegen die Vereinbarung, dass das Auto nicht genau kontrolliert wird. Wir kriegen unsere Stempel und sind in Pakistan.

Wir uebernachten an der Grenze und sehen uns am Abend die taegliche Grenzschliessungszeremonie an. In Reisefuehrern wird das oft als Beispiel fuer die indisch-pakistanische Rivalitaet genannt. Das ist aber falsch, denn es ist eigentlich ein Beispiel fuer Zusammenarbeit und gespielte Rivalitaet. In Indien gibt es ja praktisch nichts, was so verrueckt ist, dass man es nicht machen kann und Pakistan gehoert ja auch irgendwie dazu. Also haben sich die beiden Laender Indien und Pakistan eine richtige Choreographie dazu ausgedacht, wie man das Grenztor schliesst und die Flaggen einholt. Der Grenzuebergang ist so konstruiert, dass man praktisch wie durch ein kleines Stadion faehrt. Also links und rechts der Strasse gibts Tribuenen, dann faehrt man durch das Grenztor und dann gibts wieder Tribuenen. Die Tribuenen sind am Abend voll von Leuten, auf beiden Seiten der Grenze. Es ist eine Stimmung wie in einem Fussballstadion, die Inder rufen “Hindustan Zindabad!”, die Pakistani rufen “Pakistan Zindabad!” auf beiden Seiten werden Lieder gesungen, gekuehlte Getraenke ausgeschenkt, es wird Musik gespielt (ungefaehr so wie auf einem Zeltfest) usw. – der Unterschied zum Fussballstadion ist vielleicht, dass es zwei Stadionsprecher gibt, einen hier und den anderen drueben.Dann beginnt die Zeremonie, die Inder und Pakistani, alle in so einer Art britischer Gardeuniform mit Kamm wie bei einem Gockelhahn, marschieren im Stechschritt hin und her (also verstanden habe ich das nicht so genau, was die da machen), die Pakistani auf der einen Seite, die Inder spiegelverkehrt auf der anderen Seite. Ja und schlussendlich warden die beiden Flaggen genau zeitgleich eingeholt, die Inder und Pakistani schuetteln sich gegenseitig die Haende und dreschen dann das Grenztor zu (es geht dann zwar durch die Wucht wieder auf, aber das scheint so zu gehoeren, sie machen es nachher eh nochmal normal zu, wahrscheinlich schliessen sie dann noch mit einem Vorhaengeschloss ab….). Dann ist die Sache erledigt und alle gehen zufrieden nach Hause. Das ist weltweit einzigartig, auf dem Walserberg koennte ich mir das nicht vorstellen.

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