Donnerstag, 29. April 2010

Im Eiltempo nach Belutschistan

Es gibt nicht viele Moeglichkeiten, wenn man aus Indien in Richtung Europa fahren will. Die klassische Route ueber den Khyber Pass nach Afghanistan ist derzeit eher gefaehrlich und auch gesperrt. Nach Norden ueber den Karakorum Highway nach China, wie wir hergekommen sind, ist sicher, aber erstens derzeit wegen eines Erdrutsches nicht moeglich (da gibts jetzt einen grossen See) und zweitens zu teuer. Also bleibt nur die dritte Variante, naemlich suedlich an Afghanistan vorbei durch die Provinz Belutschistan. Belutschistan ist auch nicht sicher, aber das ist wenigstens machbar.

Grundsaetzlich einmal ist es trotz aller Probleme auch durchaus angenehm wieder in Pakistan zu sein. Es gibt weniger Menschen als in Indien, der Verkehr ist gesitteter, es ist sauberer und die pakistanische Gastfreundschaft ist wie immer ueberwaeltigend. Es gibt derzeit nur eine sichere und offene Route nach Belutschistan, wir muessen zuerst nach Sueden ueber Multan nach Sukkur. Wir fahren also auf sehr guten Strassen entlang des Indus den Weg in Richtung Multan. Hier in der Naehe liegt uebrigens die Geburtsstaette Indiens, die ersten Induszivilisationen gab es hier bei Harappa in der Naehe von Multan. Wir schaffen die Strecke von Wagha fast bis Sukkur an einem Tag und uebernachten an einer Tankstelle. Dann fahren wir weiter in Richtung Belutschistan.

Belutschistan ist schon seit langer Zeit eine Unruheprovinz. Die Grenzziehung zwischen Persien, Afghanistan und British-Indien wurde seinerzeit hier quer durch das Siedlungsgebiet der Belutschen gezogen und damit waren die nicht so einverstanden. Verkompliziert wird das ganze noch dadurch, dass die Bevoelkerung teilweise belutschisch-pashtunisch gemischt ist und durch das Pashtunengebiet laueft wieder eine Grenze mittendurch, naemlich die afghanisch-pakistanische. Damit sind nicht alle Pashtunen einverstanden. Dann war die gebirgige Gegend zur Grenze in Richtung Afghanistan immer schon ein Rueckzugsgebiet fuer Banditen. Und jetzt kommt noch hinzu, dass Belutschistan unmittelbar an die afghanische Provinz Kandahar und die pakistanischen Stammesgebiete in Sued-Waziristan grenzt, also hier auch Taliban versteckt sind. So gesehen ist das derzeit nicht die angenehmste Gegend.Wirklich angenehm fuer uns war aber einmal, dass wir nach Sibi das Monsungebiet verlassen. Da es dann in Richtung Quetta auch noch in die Berge geht erleben wir waehrend der Fahrt einen Temperatursturz um ungefaehr 20 Grad. Das war angenehm. Kurz nach Sibi haelt uns die pakistanische Polizei an, denn ab hier brauchen wir eine Eskorte. In Pakistan funktioniert das (anders als im Iran) recht gut, die Polizisten sind freundlich und unkompliziert. Manchmal muss man ihnen nur klarmachen, dass man wirklich weiterfahren will und nicht irgendwo beim Tee versumpfen.Die Landschaft auf der Fahrt nach Quetta ist wunderschoen, viel schoener als ich mir vorgestellt habe. Kurz nach dem Bolan Pass sind wir in Quetta. Es ist schade, dass man hier nicht frei reisen kann, ich stelle mir vor hier irgendwohin in die Berge zu fahren und zu uebernachten oder ueber die Berge nach Kandahar in Afghanistan zu fahren. Alles Highlights, aber alles no go area.

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